Als der neue Name verkündet wird, geht ein Raunen durch die Menge
Glarner Nachrichten, 11. März 2024 - Der Schiffsbetrieb Walensee hat am Sonntag sein neues Flaggschiff nach einem Glarner Unternehmen benannt. Dass der neue Name Geschmackssache ist, ist offenbar auch dem Schiffsbetrieb selber bewusst. Wir waren mit hunderten anderen Schiffsfans an der Taufe dabei.
Die Schiffstaufe in Unterterzen gelingt beim zweiten Anlauf. Zuerst hat die St. Galler Regierungsrätin Susanne Hartmann als Taufpatin der Champagnerflasche zu wenig Energie mitgegeben. Die Flasche trifft den Schiffsrumpf und schwingt unversehrt zurück. «Ich habe mich im Voraus extra erkundigt, ob es etwas Schwung brauche», sagt Hartmann entschuldigend. Beim zweiten Mal klappt es, Hartmann schmeisst die Flasche, sie zerschellt, und eine Flut Champagner ergiesst sich über den Rumpf in den Walensee. Der Schiffsbetrieb Walensee hat am Sonntagmittag in seinem Heimathafen Unterterzen sein neues grösstes Schiff getauft. Die ehemalige «Schwyz» heisst jetzt «Swisspearl». So lautet seit einem Jahr auch der Name der ehemaligen Eternit in Niederurnen. In Unterterzen spielt die Musikgesellschaft Walensee-Quarten, es gibt eine Festwirtschaft,und der Föhn hält den Regen genau lange genug auf, damit die Schiffsparade vom Ufer aus ohne nass zu werden mitverfolgt werden kann. Dass es für die Taufe zwei Anläufe gebaucht habe, bringe kein Unglück, wird Geschäftsführer Daniel Grünenfelder später sagen.
«Immer alles englisch»
Der neue Name war bis zur Taufe ein gut gehütetes Geheimnis. Der Schiffsbetrieb Walensee hat bereits eine «Quinten», eine «Churfirsten», eine «Walenstadt»,eine «Alvier» eine «Seestern» und das Lastschiff Gonzen. Da fällt «Swisspearl» aus der Reihe. «Immer muss alles englisch sein», sagt jemand im Publikum. Den Verantwortlichen ist das offensichtlichnicht entgangen. Geschäftsführer Daniel Grünenfelder sagt zum neuen Namen: «Die einen müssen das noch verdauen, die andern haben jetzt schon Freude daran.» Und: «Ein Hauch Internationalität tut gut.» Die Niederurner Swisspearl wolle mit dem Namenspatronat für das Schiff dazu beitragen, die Attraktivität der «landschaftlichen Perle» Walensee zu erhalten und zu fördern, heisst es in einer Medienmitteilung des Unternehmens. Man will mit dem – sozusagen eigenen – Schiff den Kunden und Besuchern des Werks in Niederurnen etwas bieten. «Nach getaner Arbeit» könne ihnen auf einer Rundfahrt auf dem See die landschaftliche Schönheit der Region gezeigt werden. Und schliesslich erleichterten die «Vielfalt und Qualität der Freizeitmöglichkeiten» die Rekrutierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie teuer sich die Swisspearl den Namen der «Swisspearl» erkauft hat, will deren Vertreter am Festakt, Marco Pappi, nicht sagen.
Ausflügler aus Zürich
Das neue Schiff der Walenseeflotte ist im November per Lastwagen vom Zuger- an den Walensee gereist. Die spektakuläre Züglete hat damals während mehrerer Nächte zahlreiche Schaulustige angelockt. Nun ist das Schiff mit der Taufe in die Flotte aufgenommen worden. In Zukunft soll es vor allem für Anlässe wie diejenigen von Swisspearl und weniger im Linienverkehr eingesetzt werden. Als «schwimmendes Restaurant» hat es Daniel Grünenfelder schon früher einmal beworben. Über die Drehscheibe Bahnhof Unterterzen, die in unmittelbarer Nähe zur Schifflände liegt, könnten in Zukunft mehr Ausflügler aus dem Raum Zürich in die Region kommen, so der St. Galler Ständerat Benedikt Würth in seiner Ansprache. Für «die letzte Meile» auf dem See sei dann der jetzt gestärkte Schiffsbetrieb zuständig. Natürlich dürfen während der ersten Ausfahrt der «Swisspearl» nach dem Taufakt in den Ansprachen die Anspielungen auf die «Black Pearl», das Piratenschiff aus den «Fluch der Karibik»-Filmen,
nicht fehlen. Geschäftsführer Daniel Grünenfelder habe bereits fast einen Bart wie der Piratenkapitän Jack Sparrow, heisst es etwa. Oder auch, der Schiffsbetrieb Walenseesee wolle so flexibel sein wie die Piraten.
Text: Daniel Fischli, Glarner Nachrichten / Südostschweiz
Bilder: Glarner Nachrichten / Südostschweiz