Glarner Industriekultur
1740 fasste mit der Gründung der ersten Stoffdruckerei die Fabrikindustrie im Kanton Glarus Fuss. Die Nutzung der Wasserkraft war die Triebfeder einer frühen Industrialisierung, die das Siedlungsbild bis heute prägt. Um 1860 war ein Drittel der Glarner Bevölkerung in der Textilindustrie tätig und die Dörfer kaum wiederzuerkennen. Aus der Textilindustrie entstanden im Laufe der Zeit neue und vielfältige Industriezweige: Chemie, Papier, Baustoffe, Möbel, Maschinen, Elektro- und Elektronikapparate, um einige Beispiele zu nennen. Glarus ist bis heute einer der am stärksten industrialisierten Kantone der Schweiz.
Arbeitersiedlungen, eindrückliche Fabrikbauten, Kanalanlagen und Fabrikantenvillen charakterisieren das Glarnerland genauso wie die alpine Landschaft. Manche Industrieanlagen sind über 200 Jahre alt, andere moderne Produktionsstätten. Aus Fabrikhallen wurden Loftwohnungen oder Artzpraxen, aus Hänggitürmen Konzertsäle und Ausstellungsräume. Manche Verwaltungsgebäude aus dem 19. Jahrhundert wurden zu modernen Co-Working Spaces, andere sind mitsamt Inhalt erhalten worden und geben einen Einblick in das Arbeiten vor zweihundert Jahren.
Das Angebot zur Glarner Industriekultur ist vielfältig – entdecke die spannendsten Museen, Betriebe und Angebote:
Industrieweg Glarnerland: Eine Reise durch Geschichte und Landschaft
Entlang der malerischen Wasserläufe von Linth und Sernf erstreckt sich eine faszinierende Reise durch das Glarnerland. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich die Dörfer und Weiler mit ihren imposanten Fabrikbauten, historischen Industrieanlagen, Hochkaminen und Hänggitürmen.
Der Industrieweg führt in vier spannenden Etappen durch diese einzigartige Landschaft und lässt sich entweder auf eigene Faust oder mit einer geführten Tour entdecken. Über 60 historische Objekte im ganzen Kanton werden auf informativen Tafeln näher beschrieben, sodass Sie tief in die industrielle Geschichte und Kultur der Region eintauchen können. Ein unvergessliches Erlebnis für Geschichts- und Technikinteressierte!
Vom Erfinder zum Marktführer: Ein Blick auf 70 Jahre Schweizer Innovation
Im Jahr 1904 begann der Erfinder Samuel Blumer seine Reise in die Welt der Wärmeapparaten. Was als kleine Einzelunternehmung begann, wurde 1907 mit Unterstützung von Geldgebern zur Aktiengesellschaft und trug fortan den Namen Therma. Das Unternehmen baute sein Sortiment kontinuierlich aus und eroberte mit Elektro-Haushaltsgeräten wie Wärmekissen, Elektroöfen, Kochherden, Bügeleisen, Kühlschränken, Warmwasserboilern, Toastern und Kaffeemaschinen bald den Markt. In den 1930er Jahren hatte Therma bereits mehr als fünfzig Prozent Marktanteil in der Schweiz – ein wahres Vorbild für Innovation.
Auch heute noch fasziniert die Geschichte von Therma. Im Schaulager im 2015 geschlossenen Werk können eine außergewöhnliche Sammlung von Objekten aus den Jahren 1907 bis 1978 entdecken. Diese Zeitzeugen Technik-, Design- und Wirtschaftsgeschichte lassen die Erfolgsgeschichte von Therma lebendig werden. Ein absolutes Muss für Technik- und Designliebhaber!
Geschichte zum Staunen: Das Glarner Wirtschaftsarchiv und seine Schätze
Entdecken Sie die faszinierende Industriegeschichte des Glarnerlandes im Glarner Wirtschaftsarchiv! Das Archiv sammelt und erforscht wertvolle Zeugnisse aus der Region und macht sie für alle zugänglich. Stöbern Sie im umfangreichen, online verfügbaren Archivkatalog und entdecken Sie die Schätze der Sammlung. Gerne laden wir Sie ein, die Bestände nach vorheriger Anmeldung vor Ort zu erkunden. Besuchen Sie auch den Ausstellungsraum, wo ausgewählte Highlights präsentiert werden. Tauchen Sie ein in die Geschichte und lassen Sie sich inspirieren!
Ein Bergtal in Bewegung: Mit dem "Bähndli" ins Chlytal
Von 1905 bis 1969 verkehrte die Sernftalbahn zwischen Schwanden und Elm und trug massgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung des Sernftals bei. So lieferte die Bahn den Textilbetrieben das Rohmaterial und holte die Endprodukte wieder ab, sie bediente verschiedene Steinbrüche und brachte die Talbewohner zu ihren Arbeitsorten und so manchen Touristen in die eindrückliche Berglandschaft hinein.
Die Ausstellung im ehemaligen Stationsgebäude in Elm lässt das "Bähndli" wieder aufleben: Der stillgelgegte Bahnschalter wird wieder in Betrieb genommen, im ehemaligen Wartsaal treffen Geschichten von Einheimischen und von weitgereisten Feriengästen aufeinander und hinter der Theke im ehemaligen Stationsbüro schaut man den einstigen Bahnangestellten bei der Arbeit über die Schulter.
Textildruck hautnah erleben: Dauerausstellung im Museum des Landes Glarus
Auf über 500m2 erzählt das Museum des Landes Glarus die über 250-jährige Geschichte des Glarner Textildruckes.
Besucherinnen und Besucher lernen das kulturelle Erbe dieses wichtigen Wirtschaftszweiges kennen und erfahren, welche Innovationskraft das Glarnerland auszeichnete, welche Vielfalt an Textilien produziert wurde und wie die Arbeiterschaft im 19. Jahrhundert für verbesserte Arbeitsbedingungen eintrat.
Von Schiefer und Geschichte: Das Erbe des Schiefergewerbes im Sernftal
Der Landesplattenberg Engi und die Schiefertafelfabrik Elm sind die letzten Zeugen des einst im Sernftal blühenden Schiefergewerbes.
Schon 1565 wurde das Schieferbergwerk zum ersten Mal urkundlich erwähnt, und ab dem 17. Jahrundert stelle es eine bedeutende Einkommensquelle für das Land Glarus und Dorf Engi dar. Schieferprodukte, insbesondere Tafeln und Tische, wurden nachweislich bis nach Holland und England transportiert. 1961 wurde das Bergwerk aus arbeitshygienischen und wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Heute können sich Besucher von den gigantischen unterirdischen Hallen und der magischen Stimmung im Inneren des Berges vezaubern lassen.
Schiefertradition erleben: Die einzige funktionstüchtige Tafelfabrik der Schweiz
1898 startete an der Sandgasse 13 in Elm die Schiefertafelproduktion. Jürg Schuler, Urenkel des Gründers, arbeitete als Kind in der Fabrik und kennt die Maschinen und Produktionsabläufe bestens. Schultafeln, Jasstafeln und Souvenirtafeln wurden bis 1983 produziert.
Heute nimmt Schuler Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit, in der einzigen noch funktionstüchtigen Tafelfabrik der Schweiz.
Zwischen Tradition und Kultur: Das Jenny Areal und der Hänggiturm in Ennenda
Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Textilindustrie im Jenny Areal Ennenda – dem best erhaltenen Fabrikensemble der Gemeinde Glarus. Von 1827 bis 1975 prägten hier verschiedene Betriebe der Textilindustrie das wirtschaftliche Leben der Region. Heute ist das Areal ein lebendiges Denkmal der Vergangenheit, das nicht nur Geschichte erzählt, sondern auch den größten Hänggiturm des Kantons beherbergt.
Dieser beeindruckende Turm, der einst für die Trocknung von Stoffbahnen genutzt wurde, ist ein Wahrzeichen der Region. Über 150 Jahre lang prägten solche Hänggitürme das Bild des Glarnerlands. In Ennenda bietet der riesige, beinahe sakral anmutende Saal heute eine einzigartige Ausstellungsfläche für das Anna-Göldi-Museum.
Zeitlose Meisterwerke: Die Möbel von Horgenglarus
Die AG Möbelfabrik Horgenglarus ist die älteste Stuhl- und Tischmanufaktur der Schweiz und gehört hinsichtlich Design und Qualität seit über 140 Jahren zur Weltspitze in der Möbelherstellung. Bei horgenglaurs steht die charakteristische Verbindung von Form und Funktion nach wie vor zum Mittelpunkt. Das findet Anerkennung: Klassik, Formvollendung, Zeitlosigkeit und hohe Verarbeitungsqualität lauten die Kriterien, nach welchen horgenglarus mit dem Prädikat "Weltklasse - Made in Switzerland" ausgezeichnet wurde.
Hammerschmiede Mühlehorn
Seit 1777 treibt in Mühlehorn die Wasserkraft die riesigen Schmiedehämmer an. Ihre rhytmischen Schläge akzentuieren das lodernde Feuer, in dem Christian und Roswitha Zimmermann das Eisen formen. Wo einst für den Alltag geschmiedet wurde, entsteht heute sakrale und säkulare Kunst, und Besuchende können in die Welt des Schmiedens eintauchen.
Literarische Werke zur Glarner Industriekultur
Den wirtschaftlichen Aufschwung im 19. Jahrhundert verdanken die Glarner beherzten Textilunternehmern. Aus anfänglich einfachen Handwebereien entwickelten sich Textilerzeugnisse in industriellem Umfang - mit den Glarner Textildruckfabriken nimmt auch die Industrialisierung in der Schweiz Fahrt auf. Die Geschichten zum Pioniergeist der Glarnerinnen und Glarner sowie zur eindrucksvollen Vielfalt der Fabriken Stoffe erzählen die Bücher «Spinnen - Weben - Drucken» und «Die Kunst der Imitation»