Von der Entdeckung der Bergfrische zum Elmer Citro

Seit Ende des 19. Jahrhunderts lebt Elm von seinem heilbringenden, gesunden und erfrischenden Wasser. Doch im Laufe der Jahre machte das Wasser von der Quelle bis zur Flasche einige Veränderungen durch.

TEXT Delia Landolt BILDER Ramseier Suisse AG

«Jetzt hämmers, es chunnt de lengeri stercher, de lengeri stercher!» Rötlich sprudelt es aus dem schwarzen Schiefer- gestein auf der linken Talseite von Elm, 220 Liter pro Minute, auf einer Höhe von 1000 Meter über Meer mit frischen 7,2 Grad. «Jetzt hämmers!», jubelte der Kirchenvogt Gilg Zentner, als er die Quelle nach langem Suchen entdeckte: im Gschwänd ob Elm, direkt unter dem Mittagshorn. Das «heilbringende» Wasser war schon lange bekannt, und der damalige Kantonschemiker bestätigte, dass da aus dem Gestein stark eisenhaltiges Mineralwasser fliesst.

Doch erst mit Zentner, der nach seiner Entdeckung 1893 die Quelle erschloss, ein Badehäuschen baute und das Wasser in Korbflaschen abgefüllt verkaufte, fing die Geschichte von Elmer Citro an. Heute bringen zwei Quellen das Wasser ins Tal, zum Produktionsbetrieb mitten in Elm. Darin befindet sich das Elmer Quellenerlebnis, eine Tour durch den Betrieb – wo Besuchende die Geschichte des Elmer Citro und Minerals selbst erleben können. Vom Tropfen im Quellenraum bis zum Aufschlüsseln des rätselhaften Labyrinths der Abfüllanlage.

Die Reise durch den Felsen
Das Quellenerlebnis erklärt ebenfalls den Weg des Wassers zur Quelle, die achtjährige Reise durch die Schiefer- schichten. Dabei wird es gefiltert, gereinigt und mit Mineralstoffen angerei- chert. Da ist Kalzium und Fluorid drin, wichtig für den Knochenaufbau und gesunde Zähne, Magnesium für den Energiehaushalt und Natrium und Kalium für den Flüssigkeitshaushalt im Körper. Die Reinheit des Wassers hat auch damit zu tun, dass es mit keinerlei Industrie oder Landwirtschaft in Berührung kommt. Das Gebiet, wo das Wasser als Regen oben auf dem Berg, auf 2200 Meter über Meer, im Boden versickert, befindet sich in einer Schutzzone.

Ein Trend aus Wasser und Sirup
Aus dem Badehäuschen im Gschwänd wurde 1896 ein Kurhaus unten im Dorf. Gäste reisten von weit her an, um im Elmer Wasser Heilung und Erholung zu finden. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges jedoch blieben die Gäste aus und das Kurhaus leer, nach dem Zweiten Weltkrieg schloss es definitiv. Dazwischen jedoch wurde das Haus als Getränkelabor genutzt: Erstmals wurde aus Mineralwasser und Zitronensirup ein «Citro» gemixt. Diese Art von Ge- tränken war damals gross im Trend. So kam zum Mineralwasser «Elmer Sprudel», das ab 1925 in Korbflaschen aus Elm transportiert wurde, ein Jahr später das «Elmer Citro» dazu.
Heute ist das Kurhaus zum Altersheim des Sernftals umfunktioniert, aus dem neuen Produktionsbetrieb werden jährlich 38 Millionen Liter Elmer Citro und Mineralwasser abtransportiert.

Vom Gran Premio zu den Elmer Girls
Umgehend nach dem ersten «Mix» des Citros wurde die Marke eingetragen und vermarktet. In den 1940er-Jahren galt es als «das Leibgetränk der Jugend», während des Zweiten Weltkriegs gab es ein stärkendes «ELMER Vitamin Citro und Kola». 1950 wurde im Tessin mit dem «Gran Premio Elmer Citro» eine Radrundfahrt für Profis organisiert und ab 1962 mit den Elmer Girls geworben.
Wer noch mehr erfahren will, begibt sich anschliessend auf den Elmer Citro Quellenweg. Der leicht begehbare Wanderweg mit traumhaftem Panoramablick hält am Ende eine Überraschung bereit: einen Brunnen gefüllt mit Elmer Citro. Echt bergfrisch!