Mit der Kutsche durch den Märchenwald
Frisch verschneit glitzert die Winterlandschaft in Braunwald, die Sonne zaubert ein warmes Licht auf die samtig weissen Landschaftsrücken. Der Blick ins Tal ist grandios und die Ruhe im Alpgebiet Bräch und später im Nussbüel einzigartig.
TEXT UND BILDER Maya Rhyner

Es ruckelt und glöckelet, da und dort rieselt feiner Schnee von den Tannenästen. Das Ruckeln kommt vom schneebedeckten Fahrweg, das Glöckeln vom Zaum der Pferde Chiara und Liana. Die beiden Freiberger Stuten ziehen die Kutsche durch den verschneiten Winterwald in Braunwald, auf dem Bock sitzt Kutscher Matthias Kappeler. «Man ist in einer anderen Welt, wenn man hier sitzt», sagt er, «eine Einheit mit den Pferden, sie geben das Tempo an. Man ist einmal nicht am Jufeln», sagt er lächelnd. Und das ist wirklich so.
Im Pferdeschritttempo
Die Landschaft zieht im Pferdeschritttempo vorbei. Die Ausblicke ändern sich langsam, einmal wird der Talblick frei, die winzigen Häuser weit unten im Linthaler Auen haben bereits Morgensonne, der Taleinschnitt erwacht. Die Flanken hinauf zum Hausstock und weiter hinten beim Tödi tragen bereits Sonnenlicht, auf dem Sonnenplateau Braunwald scheint sie schon lange. Geniessen ist angesagt, die Kulisse, die frische Bergluft. Um dann wieder einzutauchen in Abschnitte mit Bergahornen, Alpgebiet und lichtem Bergwald.
Stärkung im Nussbüel
Nach rund Dreiviertelstunden sind der Stall und das Gasthaus im Nussbüel in Sichtweite. Auch hier herrscht eine andere Welt, vielleicht ticken die Uhren hier draussen etwas langsamer als im Dorf Braunwald, doch spätestens wenn man auf der gut gefüllten Terrasse seinen Platz an der warm geschindelten Hauswand hat, und Nussbüel-Wirt Hansjürg Ries die währschaften und hausgemachten Bauernbratwürste mit Rösti in einer emsigen Ruhe serviert, wechselt das Motto des Tages kurzerhand: Vom Drei-Haselnüsse-für-Aschenbrödel-Feeling – zu drei Mal Rösti im Nussbüel!
Auch der bekannte Gugelhopf von Rosmarie Ries hat zu einem guten Kaffee später noch Platz in den Bäuchen, und bald verlassen wir den Sonnenplatz und besteigen wieder unsere Kutsche. Um noch einmal das «Jufeln» zu vergessen, die Landschaft zu geniessen und gemächlich ruckelnd und glöckelnd Richtung Braunwald zu fahren.
Pferde in Braunwald
Die Pferde in Braunwald werden ausschliesslich für Kutschenfahrten genutzt. «Zuvor waren sie vor allem für die Fuhrhalterei bestimmt», sagt Kutscher Matthias Kappeler. Sie können das ein- bis zweifache ihres Körpergewichts ziehen, was bei 500 bis 600 kg Gewicht eindrücklich ist. Heute erledigen die Transportaufgaben vor allem die Taxis in Braunwald. Da Braunwald am Hang liegt, ist dies oft eine willkommene Erleichterung für Hotelgäste und Ferienhausbesitzer. Matthias Kappeler hat es vom Rorschacherberg in jungen Jahren nach Braunwald gezogen, heute wohnt er mit seiner kleinen Familie selber da. Seine vier Pferde hält er vor allem zur Freude, «in Braunwald Pferde zu haben, ist heute nicht mehr selbstverständlich und aufwändig. Aber wir möchten diese Tradition weiter pflegen.»
Verschiedene Kutschenfahrten in Braunwald
Die Kutschenfahrten ins beliebte Nussbüel werden ganzjährig angeboten. Das Kutschenerlebnis in Braunwald ist einzigartig. Neben den klassischen Dorfrundfahrten können auch Apéro-Kutschen oder Fondue-Kutschen gebucht werden. Beide Braunwalder Fuhrhaltereien führen diese Angebote durch: Matthias Kappeler, schumi-trans.ch +41 79 631 40 88 und Jakob Schuler schuler-transporte.ch +41 79 580 50 00.